beabsichtigt, eine Kartografie des Israelkorpus zu erstellen und dabei das Wechselspiel von Orten und Erinnerung sowie deren sprachliche Kodierungen in der Erzählung innerhalb der Erinnerungsarbeit zu untersuchen. Dies bedeutet auch, die emotionale Ortsbezogenheit mitzuberücksichtigen, denn die narrative Ausgestaltung vergangener Erlebnisse nimmt oft Züge einer Re-Inszenierung (‚replaying‘ im Sinne Goffmans) des Geschehens an, bei der die damals empfundenen Gefühle wieder wachgerufen werden können.
Die drei Arbeitsgruppen werden aus drei verschiedenen Perspektiven den Orten in den Erzählungen vom Korpus nachgehen: Die erste AG (Leitung: Marcella Costa, Turin) fokussiert auf eine linguistische Analyse der räumlichen Dimension sowie der textuellen Mittel, die für die räumliche Orientierung der Sprechenden bzw. der Hörenden und für die Positionierung der Erzählfiguren verwendet werden. Die zweite (Leitung: Sabine Koesters Gensini, Rom Sapienza) führt eine mehrdimensionale Analyse (auf der prosodischen, lexikalischen, semantischen und textuellen Ebene) der Beziehung zwischen Orten und Emotionen durch. Die dritte (Leitung: Simona Leonardi, Neapel Federico II) untersucht den Zusammenhang von Orten und Erinnerungen mithilfe von Instrumentarien der Kultur- und Geschichtswissenschaften sowie der Erzähl- und Gesprächsanalyse.
Die interdisziplinär angelegte Analyse der Orte in den Erzählungen vom Israelkorpus trägt wesentlich zur Rekonstruktion der Lebenswelten der zur Auswanderung gezwungenen deutschsprachigen Juden bei, die ein wichtiger Bestandteil der Geschichte Europas und auch ein bedeutendes Kapitel der Migrationsgeschichte des 20. Jhs. ist.